Am 27.01.2025 hat das Soziale Seminar von Frau Doerr die Justizvollzugsanstalt (JVA) Lingen, Abteilung Damaschke, besucht.
Der Besuch der JVA erlaubte den Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in den Aufbau der Einrichtung und das Leben der Inhaftierten im offenen Vollzug, über die sie Folgendes berichten:
Die Abteilung Damaschke verfügt über etwa 230 Haftplätze, die in vier zweigeschossige Vollzugshäuser mit jeweils vier Wohngruppen und einem fünften Vollzugshaus mit Aufnahme- und Transportabteilung aufgeteilt sind. Den Inhaftierten wird ein geregelter Tagesablauf vorgeschrieben, bei welchem sie in der Regel acht Stunden arbeiten und die Möglichkeit haben, einen Beruf wie Tischler, Koch oder Sportwart auszuüben. Mit ihrer Tätigkeit sorgen Sie für ein positives Gemeinschaftsgefühl. Jeder leistet seinen Beitrag auf dem Gelände, sei es durch den Bau von Möbeln oder die Pflege der Grünanlagen.
Ein besonders eindrucksvoller Programmpunkt war das vertrauliche Gespräch mit zwei Inhaftierten, die uns offen von ihrem Alltag in der Vollzugsanstalt und ihren Perspektiven nach der Entlassung erzählten. Wir erfuhren, dass sich bei gutem Verhalten die Möglichkeit ergibt, für zwei Stunden eigenständig einkaufen zu gehen. Diese Vertrauensbasis kann sogar zu bewilligten Urlaubstagen führen – allerdings erst nach mindestens einem Jahr Haft. Ziel dieser Maßnahmen ist die Resozialisierung. Zusätzlich unterstützen Sozialarbeiter die Inhaftierten bei der Wohnungssuche und stehen ihnen auch noch ein halbes Jahr nach der Entlassung beratend zur Seite, um ihnen den Wiedereinstieg in den Alltag zu erleichtern.
Wir waren erstaunt über die Freizeitangebote für die Inhaftierten: Sie können in einer Werkstatt künstlerisch kreativ werden, auf verschiedenen Flächen Sport treiben, wie Fußball oder Volleyball, sie verfügen über ein eigenes Fitnessstudio und sie dürfen Fahrräder und Kanus ausleihen. Während unseres Besuchs konnten wir beobachten, dass diese Angebote gerne wahrgenommen werden. Auf dem Gelände befindet sich außerdem eine Kirche, die als Schutzraum dient, in dem sich Insassen zurückziehen können. Dort finden auch regelmäßig Gottesdienste statt, die auch von Bewohnern des umliegenden Dorfes besucht werden.
Insgesamt hat uns der Besuch in der JVA Lingen sehr beeindruckt. Wir sind dankbar für die Möglichkeit, einen realistischen Einblick in den offenen Vollzug zu erhalten – ein System, das flexibler ist, als wir es zuvor erwartet hatten.
Christin Laumann und Sienna-Joel Triebs (Jg. 12)