Geschichte des Gymnasium Bad Iburg
Alles begann auf dem Schloss Iburg
Die Anfänge des Gymnasiums Bad Iburg reichen zurück bis in das Jahr 1942. Da wir uns als freiheitlich-demokratische Schule aber nicht mit der während der NS-Zeit gelehrten Ideologie identifizieren, betrachten wir 1948, das Gründungsjahr der niedersächsischen Heimschule Iburg, als den Startpunkt des Gymnasiums Bad Iburg, wie wir es heute kennen. Dennoch finden wir es als Schule wichtig, auch die Zeit von 1942 bis 1945 zu thematisieren.
Deutsche Heimschule Schloß Iburg (1942 bis 1945)
Die Deutsche Heimschule Schloß Iburg - Oberschule für Jungen - war ein Gymnasium in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie bestand von 1942 bis 1945 und sollte Waisenkinder sowie Jungen aufnehmen, deren Väter im Zweiten Weltkrieg gefallen waren, außerdem besonders begabte Kinder, in deren Heimatort sich keine weiterführende Schule befand. Zugelassen waren als Schüler nur Mitglieder der Hitlerjugend oder solche Jungen, für deren Aufnahme in die NSDAP-Jugendorganisation keine Hindernisse bestanden. Externe Schüler, aus Iburg und den benachbarten Bauernschaften, wurden in geringer Zahl aufgenommen. Mädchen durften die Heimschule nur selten besuchen, und nur, wenn ihre Leistungen im oberen Drittel des Klassendurchschnitts lagen.
Der Tagesablauf der Schüler unterlag strengen Regeln und hatte nahezu militärischen Charakter. Vor dem Unterrichtsbeginn um acht Uhr mussten die Schüler Frühsport betreiben, sich zum Appell aufstellen und den Tagesspruch entgegennehmen. Anschließend gab es Frühstück. Nach dem Unterrichtsende um 13 Uhr und dem Mittagessen hielten die jüngeren Schüler Bettruhe; anschließend wurde Sport getrieben oder es fanden Ausmärsche statt. Die Hausaufgaben wurden am späteren Nachmittag unter Aufsicht angefertigt. Ab 22 Uhr hatte Nachtruhe zu herrschen. Am Sonntag wurde zur Kirchzeit auf der Freifläche neben der Klotzbahn, über die die Iburger Bevölkerung die evangelische oder die katholische Schlosskirche erreichte, exerziert. Am Nachmittag durften die Internatsschüler dann drei Stunden lang die Schule verlassen; Heimaturlaub wurde an einem Wochenende im Monat gewährt.
Die Schule sollte in fünf Jahren zum Abitur führen. Ein Schwerpunkt des Unterrichts lag in Leibesübungen, darunter auch Boxunterricht und Schießen für die Abschlussklasse. Als Fremdsprache wurde Englisch gelehrt; Latein und Französisch waren die einzigen Wahlfächer der Schule. Deutsch, Geschichte, Erdkunde und Musik wurden in allen Klassenstufen unterrichtet; Kunsterziehung entfiel im letzten Schuljahr. Biologie und Mathematik beziehungsweise Rechnen waren in allen Stufen Pflichtstoff; Chemie und Physik wurden in den beiden letzten Klassenstufen unterrichtet. Eine Beurteilung der Handschrift erfolgte in allen Zeugnissen. Mädchen erhielten zudem ein Jahr lang Handarbeitsunterricht.
Schüler der Heimschule nahmen neben dem Unterricht an Wehrertüchtigungslagern teil; in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurden sie als Flakhelfer und im Volkssturm eingesetzt. 1944 wurde die Schule als Ausbildungsstätte für „Kriegslehrgänge für den Führernachwuchs des Heeres und der Waffen-SS“ vorgesehen, was durch das Kriegsende nicht verwirklicht wurde. In den letzten Kriegsmonaten beteiligten sich Schüler am Bau von Panzersperren an der Reichsstraße 51, der heutigen B 51 und zwei Schüler wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Der Betrieb der Heimschule wurde an Ostern des Jahres 1945 aufgrund des Einmarsches der Alliierten in Deutschland eingestellt.
1948: Neustart als niedersächsische Heimschule Iburg
Zu Beginn des Winterhalbjahres 1948 nahm die damalige "Niedersächsische Heimschule Iburg" im Schloss ihre Arbeit auf. Im Gründungserlass des Niedersächsischen Kultusministers vom 6. August 1948 heißt es: "Die Heimschulen sollen kriegsgeschädigten Kindern aus wirtschaftlich schwachen Familien - vor allem Waisen oder Halbwaisen von Flüchtlingen und Verfolgten des Naziregimes - dienen. Die Ausbildung an einer höheren Schule muss allerdings durch entsprechende Anlagen dieser Jungen gerechtfertigt sein. Bei der Auswahl sollte intellektuelle Begabung nicht höher bewertet werden als künstlerische und musikalische [...] . Als Tagesschule soll [...] Iburg den Bewohnern des südlichen Teiles des Regierungsbezirkes Osnabrück dienen [...].
"In jede Klasse können etwa 20 interne und 20 externe Schüler aufgenommen werden. Das Höchstalter der Schüler bei der Aufnahme im Oktober 1948 ist 16 Jahre für die 9. Klasse, 15 Jahre für die 8. und 14 Jahre für die 7. Klasse. Schulgeld wird nach den staatlichen Sätzen erhoben. Das Verpflegungsgeld für die internen Schüler beträgt monatlich 50,00 DM. In begründeten Fällen können Ermäßigungen oder Freistellen in Schule und Heim gewährt werden."
1949 - Neben einer guten Bildung auch ein neues Zuhause
Bereits ab 1949 wurden auch Mädchen aufgenommen, was für eine Internatsschule damals nicht selbstverständlich war. Bedenkt man, dass 1948 die Lebensmittel noch rationiert waren (Lebensmittelkarten gab es bis 1951), so wird deutlich, welcher Mühen es bedurfte, um den Schülern neben einer guten Bildung auch ein neues Zuhause zu geben. Oberstudienrätin Loch, eine der Lehrerinnen der ersten Stunde, erinnert sich noch 1967: "Wir Erzieher fragten uns nicht: Was hast du gelernt? Es galt, zuzufassen in jeder Situation. Und unsere Schüler waren dazu bereit, Berge zu versetzen (dies nicht nur im übertragenen Sinne)... Wir alle hatten erfahren, dass materieller Besitz vergänglich ist. Wir waren offen für das Wesentliche. Wir waren eigentlich - sehr reich - damals".
Blumen, Bilder, Bohnern - Leitmotiv der 50er und 60er Jahre
Das Leben in der Heimschule wurde geregelt durch die Heimschulordnung. Ein Heimschüler, der die Schule von Ostern 1949 bis 1954 besuchte, erinnert sich:
"Blumen, Bilder, Bohnern - das sind die Schlagworte des 3-B-Programms des damaligen Heimschuldirektors Heiny. Er verband das Programm mit einer strengen Konzeption, die die Erziehung der Schüler in körperliche, geistige und vor allem in eine musische Richtung lenkte. Das gesamte Schulprogramm basierte auf den Methoden der "Odenwaldschule" und der "Schule am Meer". Die musikalische Erziehung der Heimschüler fand ihren Ursprung in der Pflicht eines jeden Schülers, am Schulchor teilzunehmen. Dieser Chor umfasste zeitweilig ca. 160 Schüler und Schülerinnen, aus deren Anzahl ca. 60 Schüler den ersten Auswahlchor, den Madrigalchor, bildeten. Eine weitere Auswahl aus dem Madrigalchor formte den Singkreis. Pflicht war es außerdem, an einer "Gilde" teilzunehmen, die auf körperliche Arbeit ausgerichtet war. Die Schüler konnten eine Auswahl treffen unter Tischler-, Töpfer-, Garten- und Drechselarbeiten, oder in einer Gilde zur Säuberung des Burgberges und einer Gilde zum Bau eines eigenen Sportplatzes mitarbeiten. Zudem war es Wunsch des Direktors, dass jeder Schüler einen einstündigen Beitrag pro Woche leistete, um das Heimschulgebäude zu restaurieren. Zweck dieses Vorgehens war, die ursprüngliche Schönheit des Schlosses originalgetreu wiederherzustellen.
Neben der Restauration waren Ordnung und Sauberkeit der Gruppenzimmer strengstens einzuhalten. Dieses wurde durch das 3-B-Programm gewährleistet. Es umfasste das einmal wöchentliche Bohnern des Bodens, frische Blumen auf jedem Zimmer und anspruchsvolle Gemälde von renommierten Künstlern.
Der Alltag der Schüler wurde zudem durch einige Besonderheiten geprägt: das tägliche Morgensingen aller Schüler (intern wie extern) 7.40 - 8.00 Uhr, sportliche Betätigung in der großen Pause, Antreten nach der Schulspeisung zur moralischen Belehrung durch den Direktor, Silentium, d.h. Arbeitszeit ohne zu reden von 16.00 - 17.00 Uhr, samstags in der 5./6. Stunde Chorprobe, Samstagabend Einführung in den Sonntag, getrennt nach Konfessionen, Sonntagnachmittag Freizeit, Sonntagabend Treffen der Internen, bei dem Texte der Weltliteratur vom Direktor vorgetragen wurden. Das Spektrum reichte von Kleist über Wiechert bis Saint-Exupéry."
1972 - Umzug und ein neuer Name: Gymnasium Bad Iburg
1970/71 - die wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich normalisiert; die Gründe, die zur Einrichtung des Internats geführt hatten, waren entfallen; die Schülerzahl hatte sich vervielfacht - wurde das Iburger Schloss zu klein. Mit dem Umzug in das neu errichtete Gebäude an der Bielefelder Straße wurde 1972 aus der "Niedersächsischen Heimschule" das "Gymnasium Bad Iburg". Gleichzeitig wechselte die Trägerschaft vom Land Niedersachsen auf den Landkreis Osnabrück. Der Einzugsbereich des nunmehrigen Halbtagsgymnasiums umfasste den südlichen Landkreis Osnabrück.
Die 70er Jahre waren geprägt durch eine Vielzahl von Reformen im Schulwesen, wie z.B. die Einführung der Orientierungsstufe, wodurch dem Gymnasium die Klassen 5 und 6 entzogen wurden, die Reform der gymnasialen Oberstufe mit Einführung des Kurssystems, Einführung neuer Fächer und Entwicklung neuer Arbeits- und Sozialformen im Unterricht sowie Änderungen in der Abiturprüfung. In dieser Zeit mußte viel probiert, experimentiert und organisiert werden. Inzwischen sind auch diese Reformen bereits Geschichte. Das Gymnasium Bad Iburg hat in allen Phasen seines Bestehens Wandlungen nicht passiv über sich ergehen lassen, sondern versucht, sie aktiv mitzugestalten. So gilt auch jetzt noch der Grundsatz: Tradition bewahren, Gegenwart aktiv erleben und dadurch Zukunft gestalten.
1977 - Schüleraustausch mit Ranchos Palos Verdes (USA)
1978 - Schüleraustausch mit einer Schule in der Grafschaft Dorset (Großbritannien)
1982 - Erster Schüleraustausch mit der Chase High School in Malvern (Großbritannien)
1983 - Erster Schüleraustausch mit der C.E.S. Raoul Dufy in Le Havre (Frankreich)
1984 - Erste Hilfsaktion für Burush (Sudan).
Daraus entstand die von Herrn Bücker koordinierte Patenschaft.
1985 - Schüleraustausch mit einer Schule in Los Angeles (USA)
1991 - Erster Schüleraustausch mit Bjerringbro Gymnasium (Dänemark)
1992 - Erster Schüleraustausch mit der Schule Nr. 35 in Twer (Russland)
1993 - Erster Schüleraustausch mit Vidurine Mokykla in Pagegiai (Litauen)
1995 - Erster Schüleraustausch mit Morristown und Parsipany (N.J., USA)
1998 - "Internationale Woche" zum Jubiläum
Am 29. Juni 1998 um 9:00 Uhr gab Frau Zumstrull, die Schulleiterin des GBI, den Startschuss zur "Internationalen Woche" und somit zu den Festlichkeiten des 50jährigen Jubiläums des GBI. Vor allen Schülern und Lehrern und vor den Gästen aus Litauen, den USA, Neustrelitz, Frankreich, Russland, Dänemark und England erinnerte Frau Zumstrull auf dem Schulsportplatz an den 2. Weltkrieg, als Deutschland mit allen Nationen, aus denen die Gäste kamen, verfeindet gewesen sei. "Unseren Vätern und Großvätern wurde befohlen, aufeinander zu schießen", sagte sie. "Das darf nie wieder geschehen". Sie sprach die langjährige Freundschaft an, die zwischen dem GBI und den Partnerschulen bestehe, und lud alle zu gemeinsamem Arbeiten, gemeinsamem Feiern und zur Festigung der Freundschaft ein.
Nach der Begrüßungsrede trugen einige Schüler des GBI Grußreden an die einzelnen Partnerschulen vor, woraufhin diese als Zeichen der Dankbarkeit und Ehre die Gastgeschenke überreichten, die an Freundschaft und Frieden erinnern sollen.
Als Symbol der Freundschaft und Verbundenheit mit unseren Partnerschulen wurde während der "Internationalen Woche" als Projekt ein Steinkreis errichtet, in dem von jeder Partnerschule ein Emblemstein eingemauert wurde.
Mit vielen Projekten, Ausstellungen, Theaterstücken und Konzerten und einem Festakt wurde das Jubiläum des GBI eine Woche lang gebührend gefeiert. Ein Highlight war des Tagesausflug aller Schüler und Lehrer des GBI mit dem "Fliegenden Iburger" nach Köln.
Die Schulleitung des GBI
- 1948 - 1953 OStD Lorenz Heiny
- 1953 - 1957 OStD Dr. Helmut Greulich
- 1957 - 1971 OStD Lorenz Heiny
- 1971 - 1983 OStD Stephan-Lutz Tobatzsch
- 1982 - 1985 StD Dr. Heinz Althaus (kommissarischer Leiter)
- 1985 - 2001 OStD' Margret Zumstrull
- 2001 - 2010 OStD Dr. Joachim Pöling
- 2010 - 2013 OStD Klaus Eilert
- 2013 - 2016 OStD Peter Seeger
- 2016 - 2024 OStD' Christiane Schneider
- 2024 - heute OStD Andreas Rörsch